Fokus Bildung: Schule und Unterricht brauchen Zeit

Das Bildungssystem in Deutschland ist vielfältig und im ständigen Wandel, dafür braucht es viel Innovationskraft und Fingerspitzengefühl. „Wer diese Komplexität beherrscht, hat ein wichtiges Pfund auf seiner Seite“, so Tilo Knoche, Geschäftsführer beim Ernst Klett Verlag. Der Föderalismus und die Digitalisierung sind dabei nur einige Herausforderungen, die es für den Verlag zu meistern gilt.

Tilo Knoche, Geschäftsführer Ernst Klett Verlag

Um zu verstehen, welchen Aufgaben sich ein Bildungsmedienverlag heute stellt, muss man in die Schulen schauen. Sie stehen vor wachsenden Herausforderungen, nicht zuletzt bedingt durch soziografisch‐gesellschaftliche Veränderungen, fehlende digitale Infrastrukturen oder enge finanzielle Rahmenvorgaben. Dazu kommt, dass sich die Aufgabenfelder von Lehrkräften in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches erhöht haben. Neben dem eigentlichen Unterrichten kümmern sie sich um eine gelingende Integration und Sprachförderung, um die Wartung von IT‐Systemen, die Bewältigung coronabedingter Lernlücken, sie unterstützen bei der Berufsorientierung, vermitteln die Werte einer auf Nachhaltigkeit gerichteten Bildung und leisten viele Vertretungsstunden. Das alles kostet Zeit, Kraft und mitunter Ressourcen.

Damit sich Lehrkräfte vor diesem Hintergrund auf den eigentlichen Kern, das Unterrichten, konzentrieren können, hat der Ernst Klett Verlag sein Portfolio im Laufe der Jahre stetig ausgeweitet. „Unsere Wirksamkeit als Bildungshaus ist größer, wenn wir Lehrkräfte unterstützen,“ ist Tilo Knoche überzeugt. Heute bietet das Haus zahlreiche Lösungen zu verschiedenen Lernphasen und Aufgabenbereichen im Schulalltag an. Sie sollen Lehrkräfte vor allem entlasten. Im Zentrum stehen curriculare Unterrichtskonzepte für alle Fächer und Schulformen, um die sich passende Medien‐ und Serviceangebote gruppieren. Das können motivierende Lerneinheiten zum Üben, Wiederholen und Festigen sein aber auch Werkzeuge zur Generierung von Arbeitsblättern oder Quizzen, Diagnose‐Tools für die Bereiche Schreiben, Rechnen und Lesen oder Angebote zur Verwaltung der zahlreichen digitalen Schülerlizenzen.

Unterrichten ist individuell: In Deutschland gibt es rund 800.000 Lehrkräfte

„Vor dem Hintergrund dieser Komplexität und Dynamik hat die Digitalisierung starken Einfluss auf unsere Denkweise, unsere Prozesse und Services“, sagt Knoche. Was nach innen für eine Optimierung der Wertschöpfungsprozesse sorgt, macht sich von außen betrachtet in zahlreichen neuen medialen Angeboten bemerkbar. Es geht um die optimale Aufbereitung und Entwicklung von Inhalten, aber auch um neue Darreichungsformen. Die Vielfalt erklärt sich aus den individuellen Bedürfnissen der Lehrkräfte. „Lehrerinnen und Lehrer denken im Lösen von Problemen und weniger in Kategorien wie digital oder analog. Wenn das nicht mit einem Angebot gelingt, dann gibt es halt zwei oder mehr“, so Knoche. Der enge Austausch mit den Schulen ist dabei für den Verlag punktentscheidend.

Ungeklärte Rahmenbedingungen für eine flächenweite Digitalisierung

Dennoch: Der Zugang zu digitalen Systemen ist an Deutschlands Schulen kaum reguliert. Manche Schulen nutzen eigens entwickelte digitale Strukturen, andere setzen vorhandene Lösungen ein. Das macht die Entwicklung bundesweit einheitlicher Lernangebote aus Sicht des Verlags nicht einfacher. Dazu kommen viele noch ungelöste Fragen etwa zum Urheberrecht, zum Datenschutz oder zu technischen Standards wie etwa einem bundesweit gültigen Identitätsmanagement. Hier engagiert sich der Verlag über die Verbandsarbeit. Dr. Ilas Körner‐Wellershaus, Verlagsleiter bei Klett und Vorsitzender beim Verband Bildungsmedien e.V. ist überzeugt: „Einheitliche Standards sind eine wichtige Voraussetzung für digitale und hybride Angebote in der Zukunft. Ansonsten wird die Digitalisierung in der Bildung ausgebremst.“

Das Lernen auf der Basis von Technologie zu unterstützen, ist kein Phänomen der Gegenwart, allein das Spektrum der Möglichkeiten hat sich um ein Vielfaches erhöht und das gilt es aus Sicht des Verlags stets neu zu bewerten. Lern‐Apps, Lernmanagement‐Systeme oder KI sind nur einige von vielen Themen, mit dem sich auch junge Start‐ups beschäftigen. Für Körner‐Wellershaus sind Innovation im Bildungsmarkt wichtig: „Wir arbeiten an den gleichen Zielen. Mit vielversprechenden Jungunternehmen kooperieren wir und schaffen so Mehrwerte für unsere eigenen Lernangebote.“ Lehrkräfte setzen in ihrem Unterricht heute verstärkt auf verschiedene Lehr‐ und Lern‐Methoden.

Lehrkräfte wollen flexibel unterrichten

„Individueller Unterricht benötigt flexible Materialien,“ betont Körner‐Wellershaus. Als Beispiel nennt er den eCourse. Die eCourse von Klett sind flexible Lernkurse, folgen aber dem roten Faden eines bestimmten Lernkonzeptes und orientieren sich an den Lehrplänen. Damit bieten sie Lehrkräften die notwendige Sicherheit. In den eCourses lassen sich die Inhalte verändern und durch eigenes Material ergänzen. „Technologisch gesehen, sind sie heute unser innovativstes Angebot für einen individuellen, digitalunterstützten Unterricht“, erläutert Körner‐Wellershaus. Und wer nutzt solche Produktangebote heute? „Wir entsprechen damit dem Wunsch vieler Lehrkräfte, ein digitales Leitmedium nach den eigenen, spezifischen Unterrichtsanforderungen anpassen zu können.“ Das hat sich der Verlag jüngst für den fächerübergreifenden Unterricht im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu Nutze gemacht: Allen Schulen stehen damit die kostenlosen eCourses „Projekt Nachhaltigkeit“ zur Verfügung, mit bislang großem Erfolg. Dennoch ist Geduld gefordert: „Mit digitalen Tools müssen Lehrkräfte erst ihre Erfahrungen sammeln. Vor rund 10 Jahren wurde der Digitale Unterrichtsassistent eingeführt. Begeistert hat er von Anfang an, dennoch hat es einige Jahre gedauert, bis Lehrkräfte ihn zur Unterrichtsvorbereitung eingesetzt haben. Heute wollen ihnen viele nicht mehr missen.“

Der große Hype um Künstliche Intelligenz (KI)?

Blickt man auf aktuelle Neuerungen aus dem Hause Klett, so fällt die Anzahl KI‐gestützter Lerntechnologien auf. Auch diese sind intuitiv einfach nutzbar und niedrigschwellig. Ob in den Fächern Deutsch (LaLeTu), Englisch (Aussprachetraining) oder Mathematik (KlettxStudyly), solchermaßen mit den Materialien von Klett verwobenen Lernangebote, die Schüler:innen Feedback in den digitalen Selbstlernphasen geben, finden bundesweit seit dem Schuljahr 2022/2023 ihren Weg in die Schulen.

Der Verlag versteht das KI‐basierte Angebot nur als einen Anfang. In Zeiten von Lehrkräftemangel und heterogenen Klassen sind einer Künstlichen Intelligenz große Klassen oder unterschiedliche Lernstände egal. Ob das hilft, die drängenden Herausforderungen zu lösen, muss sich noch zeigen. „Schule und Unterricht brauchen Zeit und Material zum Ausprobieren und dabei unterstützen wir sie,“ so Körner‐Wellershaus.

Der Text wurde vom Ernst Klett Verlag zur Verfügung gestellt.